Vortrag und Diskussion mit Thomas von der Osten-Sacken
23. Juni | 19 Uhr | Universität Leipzig (HSG) | Hörsaal 2
Spätestens seit der Iran vom Westen als Partner im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ behandelt wird, dehnt die Islamische Republik ihren Einfluss im Nahen Osten in atemberaubendem Tempo aus. Man kontrolliere jetzt vier arabische Hauptstädte, erklärte jüngst ein Berater des Präsidenten Rohani. Gemeint sind Bagdad, Damaskus, Beirut und San’a. Überall in der Region unterstützt der Iran schiitische Milizen, deren Vorgehen sich in Brutalität wenig von dem des „Islamischen Staates“ unterscheidet und schürt so die sunnitisch-schiitischen Spannungen noch weiter. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Unter Führung Saudi Arabiens griffen kürzlich zehn arabische Staaten die vom Iran unterstützen Houthi-Rebellen im Jemen an. Auch der Bürgerkrieg in Syrien hat sich längst in einen regionalen Stellvertreterkrieg verwandelt. Dem ganzen Nahen Osten droht ein langanhaltender Krieg mit verheerenden Folgen. Derweil könnten in Kürze die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, nachdem der Westen und Teheran sich in Lausanne auf ein nukleares Rahmenprogramm geeinigt haben. Israel aber auch die sunnitisch-arabischen Staaten lehnen dieses Abkommen kategorisch ab, fürchten sie doch, dass der Iran weiter den Bau von Nuklearwaffen vorantreibt und in Zukunft nur noch aggressiver in der Region agieren wird. Was ihr langfristiges Ziel ist, verhehlen die Führer in Teheran dabei nicht einmal: Die Vernichtung Israels und die Errichtung eines neues iranischen Imperiums im Nahen Osten.
Thomas von der Osten-Sacken ist Geschäftsführer von WADI e.V., einer Hilfsorganisation, die seit 1991 schwerpunktmäßig in Irakisch-Kurdistan versucht, Demokratisierungs- und Gesetzgebungsprozesse voranzubringen und beim Aufbau lokaler Medien hilft. Außerdem berichtet er regelmäßig für die Wochenzeitschrift Jungle World und andere Medien über aktuelle Entwicklungen im Nahen Osten.